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Ergebnisse des Hessischen Digitalindex

  • Dynamischer Netzausbau in der Fläche, politische Rahmenbedingungen gut gesetzt
  • starkes Wachstum der Rechenzentrumsstruktur (Vervierfachung von 2010 bis 2020)
  • Starke Zunahme der Nutzungsintensität digitaler Dienste im Alltag, fast alle Hessinnen und Hessen sind online und ¾ nutzen täglich das Internet
  • Deutliche Zunahme beim Digitalisierungsgrad, IT-Fachkräften und KI-Innovationen in KMU
  • Hohe Dynamik bei der Digitalisierung der Kommunen und eine Verdreifachung bei Onlinedienstleistungen innerhalb von drei Jahren
  • Index als Monitoringinstrument zur Umsetzung der Digitalstrategie und als lernendes System zur Identifizierung wichtiger Handlungsbedarfe, Schwerpunkt im Bereich Digitale Innovationen und KI geplant

Wiesbaden. Als erstes Bundesland hat Hessen einen eigenen Digitalindex erstellen lassen, der die Wirkung der eigenen Digitalstrategie messbar belegen soll. In dem von Fraunhofer FOKUS mit seinem Kompetenzzentrum Öffentliche IT (ÖFIT) erstellten Digitalindex wurde nicht nur der digitale Wandel auf zentralen Handlungsfeldern der hessischen Digitalisierungsmaßnahmen untersucht, sondern hierzu auch Bürgerinnen und Bürger, Kommunen und kleine und mittlere Unternehmen (KMU) in Hessen befragt. „Wir wollen mit unserer Digitalstrategie und der zielgerichteten Bündelung der Maßnahmen konkreten Mehrwert für die Bürgerinnen und Bürger in Hessen erzielen. Der Digitalindex zeigt, dass diese Digitalisierungsoffensive des Landes wirkt und entscheidende Fortschritte erzielt wurden, ob beim Netzausbau in der Fläche, der digitalen Transformation im Mittelstand oder der Digitalisierung in den Kommunen“, betonte Hessens Digitalministerin Prof. Dr. Kristina Sinemus bei der virtuellen Vorstellung am Montag.

Der Studienverantwortliche und stellvertretende Leiter des ÖFIT, Dr. Mike Weber, hob bei der Ergebnispräsentation hervor: „Hessen geht mit dem Digitalindex als erstes Bundesland einen wichtigen Schritt, die Wirkungen seiner Digitalstrategie in den zentralen Themenfeldern messbar zu machen.“ Dazu wurde eine repräsentative Auswahl von 1.010 Hessinnen und Hessen über 16 Jahren ebenso befragt, wie die Antworten von über 1.400 Unternehmen und mehr als der Hälfte der angeschriebenen hessischen Kommunen (232 von 422) ausgewertet. „Dieser Fokus auf die Perspektive der Betroffenen und wichtige Entwicklungslinien des digitalen Wandels in verschiedenen Handlungsfeldern ist sehr umfassend und bildet eine wichtige Grundlage für eine wirkungsorientierte Steuerung und Justierung der Digitalpolitik“, unterstrich er mit Blick auf unterschiedliche Indices, die sich der Digitalisierung in vergleichender Perspektive widmen.

Der Digitalindex belege, dass es auch infolge der Corona-Pandemie zu einem kräftigen Digitalisierungsschub in Wirtschaft, Gesellschaft und Verwaltung gekommen sei, der insbesondere die Nutzungsintensität digitaler Dienste im Alltag angetrieben habe, sowohl bei den Bürgerinnen und Bürgern wie in Behörden oder Unternehmen. Basis hierfür sei auch, dass die „digitale Infrastruktur in Hessen gerade in der Grundversorgung mit Breitbandanschlüssen im Bundesvergleich große Stärken aufweist“, so Dr. Weber. Ministerin Sinemus verwies auf die gestiegenen Finanzierungsmittel und Planungsvereinfachungen im Breitbandausbau, aber auch die gezielte Förderung der Kommunen durch das Programm ‚Starke Heimat Hessen‘, die Beratung der Geschäftsstelle Smarte Regionen oder den Wissenstransfer durch das House of Digital Transformation und andere Akteure. „Digitale Dynamik entsteht dabei nicht allein aus dem Bedarf. In Hessen ist dieser Schub auf eine dynamisch gewachsene digitale Infrastruktur im ländlichen Raum, die richtigen Unterstützungsangebote und eine gezielte Förderung des Landes getroffen“, ergänzte Sinemus.

Im Bereich Digitale Innovation weise Hessen mit seiner Unternehmens- und Forschungslandschaft sowie seiner dynamisch gewachsenen Rechenzentrumsstruktur ein sehr hohes Niveau auf, so Dr. Weber. Auch der Zuwachs bei KMU mit eigenen IT-Fachkräften und KI-Innovationen in den hessischen KMU sei positiv zu bewerten, zumal Hessen im Bundesvergleich den geringsten Mangel an Fachkräften in der Informations- und Kommunikationstechnik (IKT) unter den Flächenländern aufweise. „Der weiter steigende Bedarf an Fachkräften und eine gleichzeitig geringere Dynamik bei IT-Ausbildungsabschlüssen und dem wissenschaftlichen Personal im Fachbereich Informatik stellt aber eine wichtige Herausforderung für das Wachstum des Digitalstandorts Hessen dar“, so Weber. Der Indexbereich Digitale Innovation bilde hier aufgrund zum Teil fehlender Referenzwerte jedoch noch unzureichend die Entwicklungen ab und soll bei der Fortschreibung auf Grundlage der vorliegenden Befragungsergebnisse und ihrer erneuten Erhebung ausgebaut werden.

„Beim nächsten Digitalindex, der in zwei Jahren erscheinen wird, werden wir gerade das Zukunftsthema KI und die Wirkung unserer KI-Zukunftsagenda mit ihrer Maßnahmenbreite als einen Schwerpunkt in den Blick nehmen und können noch gezielter auf die Werte des ersten Index aufsetzen“, so Sinemus. Der Index sei als ein lernendes System zur Identifizierung wichtiger Handlungsbedarfe konzipiert und soll das strategische Monitoring verstetigen und vertiefen. „Die Ergebnisse des Index belegen, dass wir mit unserer Digitalstrategie und unseren Maßnahmen den richtigen Weg eingeschlagen haben, den wir konsequent weiterverfolgen und bei Handlungsbedarf nachjustieren werden. Mit unserer KI-Zukunftsagenda als Teil der Digitalstrategie haben wir bereits heute die Richtung vorgegeben, damit wir ‚KI made in Hessen‘ noch besser in die Praxis und Anwendung bringen“, schloss Sinemus.

Weiterführende Informationen zum Digitalindex siehe Hintergrund anbei und unter:
https://digitales.hessen.de/digitalstrategie/hessischer-digitalindex


Hintergrund und wichtige Ergebnisse:

Der Hessische Digitalindex orientiert sich an der Digitalstrategie des Landes und ihren Zielen und Umsetzungsfortschritten. Damit unterscheidet sich der hessische Index von anderen verfügbaren Indices zur Digitalisierung, die entweder die digitale Entwicklung europaweit, deutsche Großstädte im Vergleich, die Länder der DACH-Region (Deutschland, Österreich, Schweiz) oder alle Bundesländer in den Blick nehmen, wie der Deutschland-Index mit seinen fünf Themenbereichen.

Der Hessische Digitalindex ist in sieben Handlungsfelder aufgeteilt, die sich an der Strategie „Digitales Hessen – Wo Zukunft zuhause ist“ orientieren: Digitale Infrastruktur, Digitale Wirtschaft, Digitale Teilhabe und Nutzen, Digitale Kompetenzen und Bildung, Digitale Innovationen und Forschung, Smart Region und Smart City sowie Digitale Verwaltung. Er beruht auf der Identifikation von je fünf aussagekräftigen Indikatoren auf den sieben Themenfeldern, zu denen sekundäre Statistiken und Referenzwerte als auch aktuelle Befragungsergebnisse herangezogen wurden.


Hierzu wurden im Erhebungszeitraum September bis Oktober 2021

  • 1.010 Hessinnen und Hessen im Alter über 16 Jahren durch das IFAK-Institut befragt und
  • 1.419 Antworten von KMU (Anfrage an 4.000 Unternehmen, Rücklaufquote 28 Prozent)
  • sowie 232 Antworten von Kommunen (Anfrage an alle 422 Städte und Gemeinden, Rücklaufquote 55 Prozent) durch die Hessen-Agentur erhoben.


Die Ergebnisse des ersten Hessischen Digitalindex zeigen in der Gesamtschau ein positives Bild der digitalen Entwicklung in Hessen auf den folgenden Handlungsfeldern:

  1. Digitale Infrastruktur
    - einzigartige Rechenzentrumsinfrastruktur und hochdynamisches Wachstum mit einer Vervierfachung von 2010 bis 2020
    - starke Zunahme des marktgetriebenen Gigabitausbaus
    - Stand Mitte 2021 verfügen rund 90 Prozent der Haushalte in Hessen über Breitbandanschlüsse mit 100 Megabit pro Sekunde, über Dreiviertel der Haushalte verfügen über 200 Megabit pro Sekunde.

  2. Digitale Wirtschaft
    - Deutliche Zunahme bei der Selbsteinschätzung des Digitalisierungsgrads von KMU als stark digitalisiert (2017: 24 Prozent, 2021: über 38 Prozent)
    - Rund ein Fünftel der hessischen KMU beschäftigen eigene IT-Fachkräfte
    - Hessen weist den geringsten IKT-Fachkräftemangel aller Flächenländer auf.

  3. Digitale Teilhabe und Nutzen
    - 97 Prozent aller Hessinnen und Hessen nutzen das Internet, 72 Prozent davon täglich; hierfür ist das Smartphone (93 Prozent) das wichtigste Zugangsgerät, gefolgt von Notebook (53 Prozent), Smart-TV (50 Prozent) und Tablet (38 Prozent)
    - Rund 56 Prozent der Hessinnen und Hessen im Alter 70+ nutzen mindestens einmal in der Woche das Internet (plus 5,7 Prozentpunkte zu 2018)
    - sprunghafter Anstieg der Nutzung telemedizinischer Angebote von 3,6 Prozent Mitte 2020 auf 20,1 Prozent in 2021.

  4. Digitale Kompetenzen und Bildung
    - Deutliche Zunahme bei der Gigabitanbindung der Schulen in Hessen (2019: 30 Prozent, Mitte 2021: 71 Prozent)
    - Zahl der bestandenen IKT-Abschlussprüfungen (Ausbildung und Studium) steigen nur gering (auch bedingt durch Wegfall der doppelten Abiturjahrgänge und Pandemiefolgen)
    - 23,5 Prozent der Befragten gaben an, Smartphone-Anwendungen in den letzten 12 Monaten genutzt zu haben (2019: nur 10,3 Prozent).

  5. Digitale Innovationen und Forschung
    - Mehr als ein Zehntel der KMU entwickelt digitale Lösungen mit eigenem Personal für Forschung und Entwicklung (11,8 Prozent)
    - Entgegen dem Trend haben Gewerbeanmeldungen in der IKT-Branche in Hessen zugenommen: 2785 Anmeldungen in 2018 im Vergleich zu 3023 Anmeldungen in 2020
    - 11,8 Prozent der KMU nutzen bereits den Einsatz von KI-Innovationen.

  6. Smart Region und Smart City
    - 49,7 Prozent der Kommunen arbeiten an einer eigenen Digitalstrategie, 22,5 Prozent verfügen bereits über eine solche.
    - Über 86 Prozent der hessischen Haushalte im ländlichen Raum verfügen über eine Breitbandversorgung von mindestens 50 Megabit pro Sekunde.
    - Deutliche Zunahme von Sharingangeboten infolge der Corona-Pandemie (rund 50 Prozent gaben an, diese habe etwas oder deutlich zugenommen).

  7. Digitale Verwaltung
    - Binnen drei Jahren hat sich die Verfügbarkeit von kommunalen Onlinedienstleistungen in Hessen verdreifacht (2021: 24,8 Prozent)
    - Gleichzeitig starke Zunahme der Nutzung digitaler Verwaltungsleistungen. So stieg der Anteil der Bevölkerung, der digital mit Behörden interagiert, von 57 Prozent in 2018 auf 69 Prozent in 2021.
    - 2018 hatten 19 Prozent einen Online-Antrag bei einer Behörde gestellt, 2021 hat sich der Anteil mit fast 45 Prozent mehr als verdoppelt.




Quelle:


Hessische Staatskanzlei
Ministerin für Digitale Strategie und Entwicklung
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